Dr. med. vet. Claudia Nett-Mettler erklärt
Das blaue Fell
Bei Rassen, die ein blaues Fell haben – eine Farbe, die durch Verdünnung der normalen schwarzen Haarfarbe entsteht und die bei einigen Hunderassen als Standardfarbe interpretiert wird (Deutsche Dogge, Whippet, Pudel, Weimaraner) –, kann es zur so genannten «Farbmutantenalopezie » (Alopezie = Haarausfall) kommen. Diese Erbkrankheit ist auch unter den Namen «Blue Doberman Syndrome» und «Color dilution alopecia» bekannt. Dabei handelt es sich ebenfalls um einen genetisch bedingten Defekt der Melanozyten. Während normalerweise das dunkle Pigment (Melanin) in feinen Partikeln gleichmässig an die haarbildenden Zellen abgegeben wird, produzieren die Melanoyzten bei Hunden mit blauer Fellfarbe Melaninklumpen. Zur Farbmutantenalopezie kommt es erst dann, wenn diese Pigmentklumpen so gross werden, dass sie den Haarschaft instabil und zerbrechlich machen. Die daraus resultierenden Haarbrüche äussern sich in einem zunehmenden Haarverlust, welcher sich zuerst in einem leicht ausgedünnten Fell und später in gänzlicher Haarlosigkeit präsentiert. Die Diagnose wird mittels mikroskopischer Haaruntersuchung sowie der Untersuchung von Hautproben unter örtlicher Betäubung gestellt. Von der Farbmutantenalopezie weitaus am häufigsten betroffen sind Hunde der Rassen Pinscher (bis zu 93 Prozent!), Dobermann und blaue Dogge. Grundsätzlich KANN diese Erkrankung jedoch bei JEDEM Hund mit blauer Fellfarbe auftreten, wie zum Beispiel beim Whippet, Chow Chow, Königspudel, Dackel, Yorkshire und Silky Terrier, Saluki, Neufundländer, Boston Terrier, Chihuahua, Berner Sennenhund und anderen. Betroffene Hunde werden mit normalem Fell geboren. Hunde mit hellerer, blauer Fellfarbe zeigen erste Veränderungen bereits im Alter von rund sechs Monaten, bei Hunden mit dunkleren Blautönen können die Veränderungen erst im Alter von zwei bis drei Jahren auftreten. Die ersten klinischen Symptome sind Haarausfall und trockene, schuppige Haut. Manchmal kann sich die Farbmutantenalopezie zu Beginn der Erkrankung nur als bakterielle Hautentzündung äussern. Diese kann zwar mit Antibiotika- Kuren erfolgreich behandelt werden, aber die Haare an befallenen Stellen wachsen sehr langsam nach oder bleiben gänzlich aus. Intensive Fellpflege mit aggressiven Shampoos oder häufigem Bürsten kann den Haarausfall zusätzlich beschleunigen. Therapeutisch werden in erster Linie die Sekundärprobleme behandelt: Antibiotika für bakterielle Hautentzündungen, des Weiteren Schwefelshampoos und befeuchtende Sprays oder Conditioner, um die Schuppung und die trockene Haut zu pflegen.
Mit betroffenen Hunden, ihren Wurfgeschwistern und den Eltern sollte nicht weitergezüchtet werden, um eine weitere Verbreitung dieser Erbkrankheit zu verhindern.
Quelle:
http://www.vetderm.evetsite.com/files/3758370.pdf
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Die Universität Bern schreibt hierzu:
Color dilution alopecia (CDA) KANN bei Hunden mit Farbverdünnung (dilute) auftreten und führt zu Haarausfall. CDA wird auch als "Black hair follicular dysplasia" (BHFD), Farbmutantenalopezie, oder Blaues Dobermann-Syndrom bezeichnet. In schweren Fällen kann sich zusätzlich zum Haarausfall eine chronische Hautentzündung entwickeln, die tierärztlicher Behandlung bedarf. CDA tritt nur bei Hunden mit Farbverdünnung auf, aber nicht alle farbverdünnten Hunde erkranken auch an CDA. Es scheint weitere zum Teil rassespezifische genetische Faktoren zu geben, die für den Ausbruch von CDA verantwortlich sind
Quelle:
http://www.genetics.unibe.ch/content/rubrik/cda/index_ger.html
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Sehr geehrter Herr Göttsch,
als Anlage habe ich Ihnen unsere noch nicht ganz fertige Version einer Internet-Information über die Farbvererbung beim Hund mitgeschickt. Darin sind die verschiedenen Genorte für die schwarze Fellfarbe (E-Lokus) (Lokus = Genort), die braune Fellfarbe (B-Lokus), die Fellfarbe fawn (Agouti-Lokus) und die Fellfarbe Dilution (D-Lokus) enthalten.
Zu Ihrer Frage:
ein eigentlich schwarzer Hund der am D-Lokus
DD trägt ist schwarz
Dd trägt ist schwarz (vererbt aber an 50% seiner Nachkommen das d-Allel)
dd trägt ist blau - soweit sind Ihre Ausführungen richtig.
Die Fellfarbe fawn wird durch den Agouti-Genlokus bestimmt, der unabhängig von der Farbverdünnnung (D-Lokus) vererbt wird. Ein Hund der durch den agouti-Genort die Fellfarbe fawn trägt kann DD oder Dd sein. Ein fawn-farbiger Hund, der dd ist (also die Farbverdünnung ausprägt), wird als cream bezeichnet (wobei der Unterschied in der Fellfarbe zu einem fawn-farbigen Hund wahrscheinlich schwer zu sehen sein wird).
Ein brauner Hund (trägt am Genort B die Allelkombination bb), der am D-Genort dd trägt, wird meistens als lilac oder isabella fawn bezeichnet.
Bei der Kreuzung von einer fawn-farbigen Hündin (kann entweder DD oder Dd sein), mit einerm blauen Rüden (dd) kommen folgende Nachkommen heraus:
1) fawn (DD) x blau (dd) = Nachkommen 100% Dd (prägen nicht die Farbverdünnung aus, vererben aber das d-Allel an 50% der Nachkommen)
2) fawn (Dd) x blau (dd) = Nachkommen 50% Dd (prägen nicht die Farbverdünnung aus); 50% dd (sind farbverdünnt und je nach eigentlicher Fellfarbe blau, cream...)
Ob die Nachkommen aus dieser Verpaarung die schwarze Fellfarbe oder die Fellfarbe fawn ausprägen hängt von der Kombination beider Elterntiere am Agouti-Genort am E-Genort und am K-Genort ab (dominant black; siehe Internetinformation).
Ein Hund kann schwarz sein, wenn er mindestene ein E-Allel am E-Lokus, und am agouti-Genort reinerbig für rezessiv black ist. Er kann auch schwarz sein, wenn mindestens ein E-Allel vorliegt und am K-Lokus das dominant-black-Allel vorliegt (dann ist der agouti-Lokus egal).
Ein fawn Hund ist am E-Genort EE oder Ee, und hat am agouti Genort mindestens eine Kopie des Ay(fawn)-Allels, das dominant wirkt und trägt am K-Lokus nicht dominant black. Ist der Hund für Ay reinerbig werden alle Nachkommen fawn sein, wenn der Kreuzungspartner nicht am K-Lokus dominant black trägt.
Das Dilution-Gen verdünnt jede Fellfarbe. Es ist egal ob das d-Allel von einem cream-Hund oder von einem blauen Hund an die Nachkommen vererbt wird. Der Effekt bleibt immer der gleiche. Die eigentliche Fellfarbe wird verdünnt. Es ist nicht richtig das Dilution-Gen als Blau-Gen zu bezeichnen, da das gleiche d-Gen wenn es reinerbig als dd vorliegt, in einem anderen Hund lilac oder cream bewirkt.
Ich hoffe ich konnte Ihnen weiterhelfen. Falls noch Fragen offen geblieben sind können Sie mich gerne telefonisch kontaktieren.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. B. Böckmann
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Biofocus Gesellschaft für biologische Analytik mbH
Berghäuser Str. 295
D-45659 Recklinghausen
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Züchter wissen schon seit Jahrzehnten,
dass das Merkmal Fellfarbe durch das
Zusammenspiel mehrerer Gene ausgebildet
wird. Die Gene, die für die Fellfarbe
entscheidend sind, sind beteiligt an der
Bildung oder der Verteilung der beiden
Hauptpigmente Eumelanin (schwarz/braun)
und Phaeomelanin (rot/gelb). Durch genetische
Veränderungen in den beteiligten Genen, treten
verschiedene Gen-Formen (Allele) auf.
Die Kombination der Allele an bestimmten
Genorten bestimmt die Fellfarbe eines Hundes.
Durch die rasanten Fortschritte in der Genetik
ist es mittlerweile mit Gentests möglich, die
Genveränderungen nachzuweisen, die zu bestimmten
Allelen, und damit auch den verschiedenen Fellfarben,
führen. Die für die Fellfarbe relevanten Gene liegen
alle in zwei Kopien vor. Eine Kopie ist von der Mutter
ererbt, eine Kopie vom Vater. Bestimmte Allele
kommen nur zur Ausprägung, wenn sie in beiden
Gen-Kopien vorhanden sind. Diese Allele sind rezessiv
und werden mit kleinen Buchstaben abgekürzt. Ein
dominant wirkendes Allel (mit Großbuchstaben bezeichnet)
wirkt sich bereits aus, wenn es in einer Kopie vorhanden ist.
Das zweite Allel, das neben dem dominant wirkenden Allel
vorhanden ist, ist im Erscheinungsbild des Hundes nicht
sichtbar, kann aber an die Nachkommen vererbt werden
und dann in diesen zu Ausprägung kommen. Mit einem
genetischen Nachweis der vorhandenen Allele eines Gens
können also verdeckt vorhandene Farbanlagen identifiziert
werden, die bei der Zucht bei den Nachkommen zur
Ausprägung kommen können.
Dilution D-Lokus
Der D-Lokus ist der Hauptgrund für das Auftreten einer
Farbverdünnung (Farbaufhellung). Das Gen für die
Farbverdünnung (dilution; MLPH-Gen) beeinflusst die
Intensität der Fellfarbe. Durch einen Defekt im Transport
von Melanosomen kommt es zur Ausbildung großer
Pigmentklumpen in den Melanozyten. Es verdünnt sowohl
Eumelanin, als auch Pheomelanin. Die resultierende Fellfarbe
wird in unterschiedlichen Rassen verschieden benannt.
Bei schwarzen Hunde, die die Farbverdünnung tragen wird die
resultierende Fellfarbe oft als blau oder „grau bezeichnet,
bei braunen Hunden (bb am B-Lokus) ist die entsprechende
verdünnte Fellfarbe „lilac“ oder „Isabell“, rote Hunde werden
zu „apricot“ verdünnt während verdünnte helle Hunde oft
als „cream“ bezeichnet werden. Im Erbgut des Hundes liegt
das MLPH-Gen in zwei Kopien vor. Beide Kopien des
MLPH-Gens können in zwei verschiedenen Ausprägungen (Allelen)
vorkommen: In der unveränderten (wildtyp)-Form, die mit D bezeichnet
wird, sorgt das Gen für eine volle Ausprägung der Fellfarbe.
Weil das D-Allel dominant wirkt, reicht dafür bereits eine D-Kopie aus.
In seiner veränderten Form, die mit d bezeichnet wird, führt das
MLPH-Gen zu einer Aufhellung der Fellfarbe. Wegen des rezessiven
Erbgangs der Farbverdünnung, kommt es nur zur Ausprägung der
verdünnten Fellfarbe, wenn beide Kopien des Gens in der veränderten
Form d vorliegen.
In Rassen wie dem großen Münsterläner, der Dänischen Dogge und
Neufundländern ist das d-Allel, das einzige Allel, das eine Farbverdünnung
auslösen kann. In anderen Rassen, wie Dobermann Pinschern,
Italienischen Windhunden, Chow Chows und Shar-Peis kann zur Zeit nicht
ausgeschlossen werden, dass noch weitere DNA-Veränderungen existieren,
die die Ausprägung der verdünnten Fellfarbe bewirken.
In einem Teil der Tiere, die die verdünnte Fellfarbe ausprägen, kommt es zu
einem Harrverlust und zu wiederkehrenden Haut-Entzündungen, die als
Farbverdünnungs-Alopezie (Colour dilution alopecia CDA) oder
Schwarz-Haar-Follikel Dysplasie bezeichnet werden.